Hans – Gasparitsch – Walk (neu)
30. März 1918 - 13. April 2002
Hans Gasparitsch
Hans Gasparitsch wurde 1918 im Stuttgarter Osten geboren und wuchs bei seinen Eltern Johannes und Elisabeth Gasparitsch auf. Schon in seiner Jugend war er in verschiedenen Vereinen und Jugendgruppen aktiv. Was zunächst wie eine gewöhnliche Kindheit erscheint, war in der Realität von politischen Spannungen und dem wachsenden Einfluss des Nationalsozialismus geprägt.
Gasparitsch schloss sich früh der Widerstandsgruppe G an – einer Gruppe, die in Stuttgart gegen das NS-Regime arbeitete. Sein politisches Engagement und seine Haltung gegen die Diktatur machten ihn zum Ziel der staatlichen Verfolgung. Sein Weg führte schließlich bis ins Hotel Silber, die Gestapo-Zentrale in Stuttgart, wo er inhaftiert wurde.
Route
*Walks sind nur über das Handy zugänglich
Ostendplatz
1893 entstand im Stuttgarter Ostheim ein Bezirk des Sozialdemokratischen Vereins Stuttgart – Ausdruck der stark sozialdemokratisch geprägten Haltung im Viertel. Der Ostendplatz war dabei Zentrum des politischen und gesellschaftlichen Lebens: Ein Ort des Handels, aber auch von Kundgebungen, Demonstrationen und Streiks. Auch Spartakisten, die 1919 an einem Putschversuch beteiligt waren, versammelten sich hier.
Wohnhaus
Der erste Weltkrieg ist noch nicht vorbei, da wird Hans am 30. März 1918 in Stuttgart geboren. Er wächst bei seinen Eltern Johannes und Elisabeth Gasparitsch in Stuttgart Ostheim auf. Gemeinsam legt Johannes nach seinen Erlebnissen aus dem ersten Weltkrieg mit seiner Frau Elisabeth das Fundament für die kommunistisch-sozialistische Weltanschauung von Hans, an der er bis zum Ende seines Lebens festhält. Das bedeutet, Hans lernt schon im jungen Alter eine an Gleichheit, Solidarität und Emanzipation orientierte Gesellschaftsordnung kennen.
Schule
Hans Gasparitsch besucht von 1924 bis 1928 die Volksschule in der Landhausstraße 117 im Stuttgarter Osten. Schon früh erlebt er dort, wie stark Bildung Menschen prägen kann – im positiven wie im negativen Sinne. Nationalsozialistische Propaganda hält zunehmend Einzug in den Unterricht. Hans lernt, kritisch zu denken und sich nicht vereinnahmen zu lassen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten muss er später die Realschule abbrechen und eine Lehre zum Schriftsetzer beginnen. Die Ostheimer Schule, in der seine Bildungsreise begann, wird im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Stolpersteine
An der Heilmannstraße 15 erinnern Stolpersteine an die jüdische Familie Weinstein, deren Leben im Nationalsozialismus zerstört wurde. Nesia und Israel Weinstein lebten hier mit ihren neun Kindern. Israel arbeitete als Tabakschneider und war gesellschaftlich engagiert. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten änderte sich ihr Leben dramatisch. Tochter Claire wurde 1938 abgeschoben, konnte jedoch nach England fliehen. Nesia und Israel wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet.
Rossebändiger-Statuen
An den Rossebändiger-Statuen in der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Allee setzte Hans Gasparitsch 1935 ein mutiges Zeichen gegen das NS-Regime. Gemeinsam mit der Widerstandsgruppe G verteilte Hans Gasparitsch Flugblätter und kämpfte gegen nationalsozialistische Propaganda. Im März 1935 beschmierte Hans die Statuen mit den Worten „Hitler-Krieg“ und „Rot Front“. Kurz darauf wurde er von der Gestapo verhaftet.
Stauffenberg Gedenkstätte
Stauffenberg war Offizier der Wehrmacht und eine zentrale Figur im militärischen Widerstand gegen Hitler. Am 20. Juli 1944 verübte er das bekannte Attentat auf Hitler in der „Wolfsschanze“, das jedoch scheiterte. Noch am selben Abend wurde er in Berlin erschossen. Die Erinnerungsstätte dokumentiert Stauffenbergs Leben, seine Motive und den Widerstand im Nationalsozialismus. Sie mahnt, wie wichtig Zivilcourage, Gewissensfreiheit und Verantwortung in einer Demokratie sind.
Hotel Silber
Hans wird in der Stuttgarter Gestapo-Zentrale, dem heutigen Hotel Silber, inhaftiert und zur Widerstandsgruppe G verhört. 1936 verurteilt ihn das Oberlandesgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zweieinhalb Jahren Haft. Nach der Entlassung 1937 wird er erneut in „Schutzhaft“ genommen. Bis zur Befreiung 1945 ist Hans in den Konzentrationslagern Welzheim, Dachau, Flossenbürg und Buchenwald. Da ist er 27 Jahre alt.